Senf zu: Brink 2.0

On 24. Mai 2011 by O815-Zyniker

Brink heißt nun der neue, vor ein paar Wochen erschienene, Streich von den Jungs von Splash Damage mit Publisher Bethesda Softworks. Viel wurde erwartet von einem Studio, das solche (Team)Mehrspieler-Monster wie Enemy Territory Quake Wars auf den Markt gebracht hatte. Hinzu kamen die Ankündigungen von großartigen Innovationen für das Genre des FPS-Shooters, welche Brink vom derzeitigen Einheitsbrei aus Militär- oder Alien/Militärshootern abheben sollten. Diese Ankündigungen waren wahrscheinlich auch notwendig um Brink nicht in der Masse 2011 erscheinender Titel wie Crysis 2, Battlefield 3 oder Modern Warfare 3 untergehen zu lassen.

Ich muss sagen, Brink hat es trotzdem geschafft, völlig an mir vorbeizugehen. Dies wäre auch so geblieben, hätte Sieben nicht zunächst einmal Brink erstanden und seine Ersteindrücke umgesetzt. Zum anderen war Crysis 2 „multiplayer-technisch“ so gar nicht mein Fall (was ein zerdroschenes Pad bezeugen kann) und ist doch kein schlechtes Spiel(!). Trotzdem war das Ziel, einen Multiplayer zu entdecken, der mich neben BC2, bis November bei der Stange halten konnte, der war Crysis 2 leider nicht. Also ab umtauschen gehen und schnell mal Brink gegriffen. So also zu meinen Eindrücken:

Brink ist beileibe nicht die Innovation gar Revolution, als die es angepriesen wird. Brink ist ein klassengebundener, team-orientierter Mherspielertitel, der auf ein missionsgebundenes Matchsystem ausgelegt ist. Hinzu kommt eine erweiterte Bewegungsmöglichkeit, welche Parcour-Elemente alá Mirror´s Edge aufweist und eine fließende Vermischung von Solo- und Multiplyerpart. Das ist auf dem Papier nicht sonderlich viel, wo wir doch von Bad Company 2, mit einigen Abstrichen, auch Fahrzeuge, weitläufige Maps und nahezu vollständige Zerstörung mit taktischer Tiefe und gekonntes Souadmanagement gewohnt sind.
Allerdings haben es die Typen von Spash Damage geschafft, diese Dinge zu einem Titel zu verwursten, der vor allem durch seine (taktische) Tiefe glänzt und weniger durch die angepriesenen Neuerungen.

Das kluge Klassensystem mit ausbaufähigen Fähigkeiten und den daraus resultierenden Einsatzmöglichkeiten schafft in Verbindung mit dem missionsgebundenen Matches mit seinen verschiedenen Aufgaben ein Teamspiel-Erlebnis, was dem von Bad Company 2 ebenbürtig ist! Der Soldat bringt Munition, der Sani bufft Gesundheit und greift auch mal zur Adrenalinspritze, diese Dinge sind uns gut bekannt. Allerdings erweitert Brink diese einfachen Kreisläufe durch Waffen-, Panzer- und Kraftbuffs. Die einzelnen obligatorsichen und optionalen Teilmissionen, die zum Teil auf die verschiedenen Klassen zugeschnitten sind, heben die Bedutung jeder Klasse und seiner Fähigkeiten hervor. Hier heißt es getreu unserem Motto: „Einer für alle und alle für Einen“ (Hmm, haben WIR das gesagt?? Wenn ja, kommt das in die Zitate!), was bei nur 8 Spielern noch mehr zum Tragen kommt. Hier müssen Klassen und Fähigkeiten gekonnt kombiniert werden um den Sieg zu erreichen. Einsame Wöfe stehen bei Brink prinzipiell mit einem Bein im Grab. So entfaltet Brink auf den verschiedenen abwechslungsreichen Karten taktisch tiefe Gefechte, welche aber in Sachen Intensität nicht das Nonplusultra darstellen (Battlefield!). Hier liegt allerdings die größte Stärke von Brink, welche Kleinigkeiten, wie fehlende Squadbildung (welche ohnehin nur bei größeren Spielerzahlen Sinn macht) vergessen.

Die eigentlichen Neuerungen, wie das durchaus interessante SMART-Bewegungssystem sind zwar reizvoll, ist aber nicht als zwingendes Element ins Spiel eingebunden. Gleiches gilt auch für die „revolutionäre“ Vermischung von Einzel- und Mehrspielerelementen. Die Story kratzt sowieso keinen, ist aber natürlich Motivation für die entsprechend gestalteten Missionen, mehr nicht. Durch die kurze Kampagne sind die gut gestalteten Karten rar, doch durch die wählbaren Seiten, welche unterschiedliche Aufgaben haben und die Vielzahl an taktischen Möglichkeiten wird es zunächst reichen. Außerdem hat Bethesda schon einen vermeintlich kostenfreien DLC angekündigt.

Die Steuerung ist komplex und erfordert Einarbeitungszeit, so wie das ganze System, denn auch wenn es viele hilfreiche Tutorials gibt, so ist man doch nach einer Weile zu faul, die bis zum Ende anzugucken, denn immerhin sind wir gekommen um den Schießprügel zu schwingen! Die Mechanik weiß zu überzeugen, ist aber zu keinem Zeitpunkt so angenehm wie bei BC2. Auch lässt das Trefferfeedback an manchen Stellen ein wenig zu wünschen übrig. Die einzige schwerwiegendere Technikmacke von Brink sind die instabilen Matches, sobald verbindungsschwache Spieler beitreten. Dies sollte ohne großen Aufwand beim nächsten Termin gepatcht werden können.

Der Grafikstil von Brink polarisiert. Der eine mag´s, der andere nicht. Allerdings ist hier Splash Damages Konsequenz zu begrüßen, denn zu keinem Zeitpunkt biedert sich Brink optisch einem realistischen Militärshootern an und hält ganz klar seine Linie. Stilsicher. Zudem gab der Grafikstil Material für einen Editor, der sich sehen lassen kann. Ob nun die Charaktere, Fähigkeiten oder Waffen, alles lässt sich individualisieren sogar mit Einfluss auf das Spielgeschehen. Die optische Anpassung hat zwar ,mit Ausnahme des Körpertyps, keinen Einfluss auf das Spiel, es macht aber trotzdem einen heidenspaß, sich seinen abgefuckten Chaoten oder Möchtegern-Security-Agent zusammenzubasteln. Hier sieht keiner aus wie der andere. Vorbildlich.

Alles in allem ist Brink ein Fest für Teamspieler, aber gewiss nicht für jeden. Wer hier den nächsten Teil von Medal of Honor erwartet (ich denke, die wenigsten), wird enttäuscht. Zwar nicht die versprochene Revolution, aber mit einigen netten Ansätzen und einer vorbildlichen Ausführung in Sachen Technik und Design. Es fehlen lediglich volle Server und es wäre praktisch unfair, so ein Stück (Multiplayer)Spielkunst aufgrund solcher Banalitäten auf der Strecke verrecken zu lassen, denn jedes Spiel lebt von seinen Spielern PUNKT